Illingen hat's für Brühl/ Baden
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG:
Händler, Dienstleister und Handwerker informieren sich über die Möglichkeiten einer gemeinsamen Internetplattform für ihre Angebote
Kunden via Internet in Geschäfte holen
Von Redaktionsmitglied Ralf Strauch, © Schwetzinger Zeitung, Freitag, 19.02.2016 Originalartikel
Bürgermeister Dr. Ralf Göck (im Hintergrund in der Mitte) hatte Vertreter des Gewerbevereins Illingen (links von ihm) und der Firma Hauck IT (rechts von ihm) eingeladen, um die Geschäftsleute über die Chancen einer Internetplattform zu informieren.
© ras
BRÜHL. Offensichtlich hatte Bürgermeister Dr. Ralf Göck einen guten Riecher, als er zu dieser Veranstaltung eingeladen hat. Der Sitzungssaal des Rathauses platzte angesichts der geballten örtlichen Wirtschaftskraft fast aus den Nähten. Zahlreiche Handwerker, Händler und Dienstleister vom kleinen Traditionsbetrieb bis zum großen Einkaufszentrum waren gekommen, um sich über die Chancen einer gemeinsamen Onlinepräsenz mit einem zusätzlichen Vertriebsweg in der Gemeinde zu informieren (wir berichteten).
Zwei verschiedene Projekte wurden an diesem Abend vorgestellt. Zum einen präsentierten Hauck IT das speziell für die Gemeinde entwickelte Pilotprojekt "Kauf´s in Brühl", zum anderen stellten Vertreter des Gewerbevereins Illingen ihre seit einem Jahr laufende Plattform "Illingen hat's" vor.
So unterschiedlich beide Konzepte auch waren, eine große Gemeinsamkeit hatten sie: Sie wollen nicht Brühl ins weltweite Netz bringen, damit der örtliche Einzelhändler seine Produkte national oder sogar international vermarkten kann. Vielmehr gehe es darum, auf die Spannbreite des örtlichen Angebots aufmerksam zu machen und so Kunden aus Brühl und den Nachbargemeinden im zweiten Schritt in die Geschäfte, Werkstätten und Büros zu holen.
Lokale bis regionale Ausrichtung
Wenn nebenbei ein Kunde aus größerer Entfernung auf die Brühler Angebote aufmerksam werden sollte und sich Produkte zusenden lassen möchte, sei das ein netter Nebeneffekt. Doch im Zentrum der Erklärungen standen beim Informationsabend immer die Worte regional und lokal. Aber: "Inzwischen ist es so, dass keiner glaubt, dass es sie gibt, wenn sie nicht im Internet zu finden sind", fasste der Vorsitzende des Illinger Gewerbevereins, Sebastian Zaiß seine Erfahrungen zusammen.
Überhaupt zeigte sich das Illinger Projekt - selbst, wenn immer wieder von Zaiß eingeräumt wurde, dass man immer noch in den Kinderschuhen stecke - als Erfolgsgeschichte. Immerhin könne die Wirtschaftsplattform der 7000-Einwohner-Gemeinde auf monatlich 2000 Zugriffe verweisen. Und es sei auch deutlich erkennbar, dass durch die gemeinsame Internetplattform auch Kunden aus umliegenden Orten auf das Illinger Angebot aufmerksam würden.
Möglichkeiten aufzeigen
Auf dieser gemeinsamen Homepage können sich die interessierten Nutzer über die Geschäftsbereiche und Alleinstellungsmerkmale der örtlichen Firmen informieren, teilweise im Sortiment stöbern und Angebote entdecken und über eine Verlinkung zu den teilnehmenden Geschäften sogar im Internet einkaufen. "Ob sie die Produkte dann zugeschickt haben wollen oder - was meistens einfacher ist - anschließend im Geschäft abholen, können die Kunden schließlich selbst entscheiden", fasste Martin Schmid, der IT-Spezialist der Illinger, seine Erfahrungen zusammen.
Durch die Internetbestellung im örtlichen Geschäft könnten die Kunden aber schon zuhause erkennen, ob es bestimmte Produkte gibt, ob sie vorrätig seien und dass es sich lohnt, sich auf den Weg zum Geschäft zu machen. Dreh- und Angelpunkt bleibt das reale Geschäft, dass "wir in die digitale Welt übertragen", so Schmid, "wir wollen ja kein neues Amazon aufbauen".
Zusätzlich bringen ein kleiner Veranstaltungskalender und sogar eine Jobbörse der beteiligten Firmen Leben auf die Seite. "Es ist ungemein wichtig, dass die Nutzer immer wieder Neues und Interessantes entdecken - eine verstaubte, inaktuelle Internetseite ist wenig erfolgreich", so Schmid. Und damit sprach er auch an, dass die einzelnen Firmenauftritte, aber auch die Plattform insgesamt gepflegt werden müssen.
Anders als das Illinger Projekt setzt das von Hauck IT ausgearbeitete "Kauf's in Brühl" nicht auf ein direktes Bezahlsystem und den Einkauf übers Netz. In diesem Projekt können die Kunden allerdings Angebotsprodukte reservieren lassen - das hat auch für den Geschäftsmann den rechtlichen Vorteil, dass es sich nicht um ein Onlinegeschäft handelt.
Einfache Handhabung
Matthias Hauck und Boris Kolb stellten den Geschäftsleuten Musterseiten ihres Projektes vor, demonstrierten, wie der Kunde sich zurechtfinden kann und wie der Geschäftsmann Angebote ins Netz stellen kann. Unter dem Strich wurde dabei eines deutlich: Die Handhabung ist denkbar einfach. Und auch die Kosten bleiben, wie Nachbohren der Geschäftsleute zeigte, in beiden Modellen niedrig. "Und je mehr Firmen mitmachen, umso günstiger wird es", betonte Göck.
In beiden Fällen unterstrichen die Macher der Programme, dass die Plattformen nur dann funktionieren können, wenn sie durch werbliche Begleitung einen gewissen Bekanntheitsgrad habe. "Wir arbeiten da mit der Zeitung zusammen", nannte Schmid einen funktionierenden Weg. Außerdem könne man Werbetafeln in den Geschäften nutzen.
Die engagierten Fragerunden im Anschluss an jede der beiden Vorstellungen zeigten, dass die Wirtschaftsvertreter offensichtlich großes Interesse an einem gemeinsamen Portal haben. Letzte mögliche Zweifel am Interesse wurden am Ende des Treffens aus dem Weg geräumt, als Bürgermeister Dr. Ralf Göck sich per Handzeichen bestätigen ließ, dass man auf diesem Weg der Vorbereitung weitergehen solle.
Aber nicht nur das: Es entstand spontan ein mehrköpfiges Team, dass sich nun darum kümmern soll, die Idee mit dem Alltag abzugleichen. "Das ist schon ein schöner Erfolg", freute sich der Rathauschef. Der Stein ist damit ins Rollen gebracht.